Kulturverein Quasi
… Schwamm geworden

… Schwamm geworden

Viele Menschen zerbrechen sich den Kopf darüber, wie man unsere Nahrung nachhaltiger produzieren, verteilen und verzehren kann. Diese Fragen produzieren Unmengen an Papier: Artikel, Forschungsanträge, Projektberichte, Post-its und vieles mehr. Auf Seiten über Seiten werden Probleme und Lösungen beschrieben, diskutiert und abgerechnet.
Es steckt so viel Arbeit in diesem Papier und doch verschwindet es am Ende oft einfach in irgendwelchen Schubladen. All die am Schreibtisch aufgebrachte Energie hat keiner Karotte beim Wachsen geholfen.
Im Gegensatz zu den Papiertigern strotzen Pilze durch Tatendrang. Mit ihrem feingliedringen Myzel können sie praktisch alles aufschließen, verarbeiten und sogar dem Papierkram zu einer neuen Blüte verhelfen. Der Pilz arbeitet sich durch die Cellulose des belanglos gewordenen Papiers, schließt es auf, absorbiert die Nährstoffe und produziert damit die schönsten Fruchtkörper!
Wenn das Wort einmal Schwamm geworden ist, dann hat der Papierkrieg vielleicht doch einen Sinn gehabt. Dann war man vielleicht nicht nur Schreibtischtäter, sondern ein produktiver Teil des Agrar-, und Ernährungssystems! Hoffnung für den Papiertiger.
Doch halt! Der Pilz ist zu gutgläubig! Unvorsichtig saugt er alles auf und unterscheidet dabei nicht zwischen unbefleckter Cellulose und der mit Schwermetallen belasteten Druckerschwärze. Das Gift im Text landet im Fruchtkörper und später auf dem Teller. Die Phrasen hinterlassen eventuell einen bitteren Nachgeschmack. Am Ende obsiegt das Wort. Man kann diese Pilze wahrscheinlich nicht essen, sondern nur anschauen … und vielleicht etwas darüber schreiben.

Vorbereitung

Zu Beginn wird viel Papier, welches alles Im Zuge der Vorbereitung oder Durchführung zweier Forschungsprojekte über nachhaltige urbane Ernährungssysteme angefallen ist, gesammelt. Das Substrat umfasst Forschungsanträge, Informationsbroschüren, Projektbericht, Abrechnungen, Beipackzettel von Aspirintabletten, Flipcharts und Post-its. Das Papier wird zerkleinert und befeuchtet. Anschließend wird es schichtweise in einem Plastiksack gestapelt. Zwischen den Schichten wurde Austernpilzbrut- ruhendes Myzel – verteilt. Der Plastiksack wird verschlossen und kleine Luftlöcher hineingestoßen.

Warten und Wachsen

Das verpackte Substrat wird nun für zwei bis drei Wochen an einen dunklen, aber nicht zu kalten Ort gelagert. In dieser Zeit, beginnt sich das Austernpilzmyzel durch das Papier zu arbeiten. Die Cellulose wird aufgeschlossen. Der Pilz ernährt sich von dieser und kann weiterwachsen. Wenn das Papier von einem weisen Myzelmantel umschlossen ist, werden einige größere Löcher in die Plastikhülle geschnitten. Das Substrat wird dann an einen kühlen, feuchten, aber nicht zu dunklen Ort gebracht. Keller sind gut. Nach drei Wochen beginnen die ersten Fruchtkörper zu sprießen.

Ernte und Angst

Wenn die Fruchtkörper groß sind können sie geerntet werden. Austernpilze sind eine Delikatesse. Wie immer man sie aber verarbeitet. Die Angst vor der Druckerschwäre schwingt mit.